Zazakî auch bekannt als Kirmanckî, Kirdkî,Dimilî oder Zonê Ma, ist ist eine westiranische Sprache, die mehrheitlich und ursprünglich im Südosten der Türkei bzw. im Nordwesten des kurdischen Siedlungsgebietes gesprochen wird. Das Sprechergebiet erstreckt sich im Westen von Sêwas (Sivas) gen Osten bis nach Gimgim (Varto) und im Norden von Erzingan (Erzıncan) südwärts bis Sewrêgi (Siverek). Die Städte mit der größten einheimischen zazakîsprachigen Bevölkerung sind Mamekîye (Tunceli-Stadt), Sêwregi (Siverek), Çewlîg (Bingöl) und Çêrmûge (Çermik). Es existiert zudem eine nennenswerte Anzahl an Sprechern in der Diaspora. Ein nicht unbeachtlicher Teil lebt heute vor allem in Schweden, Frankreich, der Schweiz und in Deutschland.
Sprecherzahl
Schätzungsweise sprechen ca. 1,5 bis 3 Millionen Menschen weltweit Zazakî - ganz genau lässt sich das nicht feststellen, da es keine verlässlichen Statistiken gibt und zudem aufgrund von Sprachschwund viele Zazas die Sprache nicht mehr oder nicht vollständig beherrschen.
Zazakî besteht aus unterschiedlichen Dialekten. m Allgemeinen wird die Sprache in drei Hauptdialekte unterteilt: den Nord-, Zentral- und Süddialekt. Der Norddialekt wird von der mehrheitlich alevitischen Bevölkerung in den Gebieten um Sêwas (Sivas), Dêrsim (Tunceli), Erzingan (Erzıncan), Gimgim (Varto) und Xinûs (Hınıs) gesprochen. Der Zentral- und Süddialekt befindet sich hingegen in dem Siedlungsgebiet mehrheitlich sunnitischer Kurden. Die Sprecher des Zentraldialekts befinden sich in den Gebieten Xarpêt (Elazığ) und Çewlîg (Bingöl) an, während diejenigen, die den Süddialekt sprechen, traditionell aus den Gebieten Sêwregi (Siverek), Şankuş (Çünküş) und Dîyarbekir (Dıyarbakır) stammen. Die Dialekte unterscheiden sich sowohl was den Wortschatz und die Aussprache als auch die Morphologie angeht. In manchen Fällen sind die Unterschiede groß genug, sodass keine reibungslose Verständigung mehr erfolgen kann. Anzumerken ist jedoch, dass noch nicht alle Regionen und Dialekte des Zazakî ausreichend erforscht und beschrieben worden sind. So gibt es gewisse Gebiete, deren Sprechweise Merkmale mehrerer Dialekte aufweist.
Namensgebung
Die Sprecher des Zazakî nutzen verschiedene Eigenbezeichnungen (Endonyme bzw. Glossonyme) für ihre Muttersprache und ihre Gemeinschaft. Diese Namen sind regional verteilt und oftmals mit zusätzlichen soziokulturellen Konnotationen versehen.
Folgende Namen sind geläufig:
- Zazakî: Das ist der heutzutage geläufigste Name in internationalen Quellen, insbesondere auf Türkisch. Aus einheimischer Sicht nennen sich hauptsächlich Sprecher der Regionen Xarpêt (Elazığ), Pali (Palu), Sariz und Teilen von Koçgîrî (Sivas) Zaza und ihre Sprache Zazakî. Zaza war einst der Name eines kurdischen Stammes, der im Laufe der Zeit als Name für die gesamte Bevölkerung und Sprache übernommen wurde.
- Kirmanckî: In Dêrsim nennen sich diejenigen, die Zazakî sprechen, Kirmanc und ihre Sprache Kirmanckî. Der Begriff Kirmanc kann mit 'Kurde' oder 'alevitischer Kurde' übersetzt werden.
- Kirdkî: In den Gegenden Çewlîg (Bingöl), Xarpêt (Elazığ) sowie im Norden von Dîyarbekir (Diyarbakır) lautet die traditionelle Selbstbezeichnung der Zazakî-Sprecher Kird und der Name der Sprache entsprechend Kirdkî oder Kirdî, was übersetzt 'Kurdisch' bedeutet.
- Dimilî: Diese Selbstbezeichnung ist vor allem in Çêrmûge (Çermik), Şankuş (Çünküş), Aldûş (Gerger), Motkan (Mutki) und Sêwregi (Siverek) gebräuchlich. Ähnlich wie der Name Zazakî ist Dimilî auf einen alten Stamm zurückzuführen.
- Zonê Ma: Sprecher des Norddialekts in den Gegenden um Gimgim (Varto) und Xinûs (Hınıs) nennen sich selbst Şarê Ma 'unser Volk' und ihre Sprache entsprechend Zonê Ma 'unsere Sprache'. Der Begriff Zonê Ma (oder lokale Varianten wie Juanê Ma) ist in Dêrsim ebenfalls bekannt und wird dort oftmals als Synonym für Kirmanckî verwendet.
Sprachschwund
Aufgrund von Politik und soziokulturellen Faktoren schwindet die Anzahl an fähigen Zazakî-Sprechern mit jeder Generation. Gemäß dem UNESCO Atlas der bedrohten Sprachen wird Zazakî insgesamt als „gefährdet“ eingestuft. Das heißt, dass zwar ein Teil der Kinder die Sprache noch spricht, die Nutzung jedoch auf gewisse Domänen beschränkt ist. Der Sprachschwund vollzieht sich nicht überall im gleichen Maße. Mit abnehmendem Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit, eine/n fähige/n Sprecher/in des Zazakî anzutreffen. Es ist vor allem die junge Generation, die der Sprache ihrer Eltern und Großeltern nicht mehr mächtig ist. Die Lage ist besonders in den nördlichen Dialektgebieten prekär.